Illustrer Gast – der Eisvogel nimmt Quartier am Jüchener Bach

Über ein Erfolgserlebnis der besonderen Art berichtet der NABU Jüchen. In einer von den Naturschützern vor einigen Jahren mit hohem zeitlichen Aufwand angelegten Eisvogelsteilwand am renaturierten Jüchener Bach wurden Eisvögel (Alcedo atthis) gesichtet. Nachdem dort schon vor einiger Zeit Belegungsspuren festgestellt wurden, ist nunmehr der Beweis erbracht, dass der „fliegende Edelstein“ an dieser Stelle heimisch geworden ist. Mit einer von der NABU-Gruppe gegenüber der Eisvogelsteilwand installierten Tierbeobachtungskamera wurden Fotos und sogar ein Video vom Eisvogel aufgenommen.

Mit seinen für heimische Vogelarten ungewöhnlich kräftigen Farben (u.a. metallisch blau und smaragdgrün) und der unverwechselbaren Silhouette mit kurzem Hals und dolchartigem Schnabel ist der Eisvogel in ganz Europa anzutreffen, in Deutschland ist die Gattung Alcedo atthis vertreten. Bereits zweimal wurde der Eisvogel vom NABU zum Vogel des Jahres gekürt (1973 und 2009). Er ist mit ca. 16-18 cm Körperlänge größer als ein Sperling, seine Flügelspannweite beträgt etwa 25 cm.

Der deutsche Name Eisvogel lässt vermuten, dass er sich bei frostigen Temperaturen und im Schnee besonders wohlfühlt; das Gegenteil ist aber der Fall: In strengen Wintern dezimiert sich sein Bestand; er findet dann keine Nahrung mehr, weil die von ihm bevorzugten Wasserflächen zufrieren. Der Name hat sich wohl aus dem altdeutschen Wort „eisan“ für schillern oder glänzen entwickelt. - Einen treffenderen Namen hat er in anderen Sprachen. Sein englischer Name „Kingfisher“ und sein französischer Name „Martin-pêcheur“ beschreiben sein typisches Verhalten: Wie ein Angler sitzt er ruhig, fast unbeweglich, am Ufer auf einem über das Wasser ragenden Zweig oder Ast und hält nach Nahrung Ausschau. Wenn er etwas Schmackhaftes erspäht hat, stürzt er sich kopfüber schräg nach unten ins Wasser und stößt dort blitzschnell zu. Diese Jagdmethode nennt man Stoßtauchen. Zum Verzehren der Beute kehrt er auf seine Sitzwarte zurück.

An einer Stelle wird man selten mehr als einen Eisvogel sehen, da er sehr ungesellig ist und sein Revier auch gegen Artgenossen energisch verteidigt. Typisch für ihn ist, dass er mit sehr schnellen Flügelschlägen, niedrig und gradlinig über das Wasser fliegt. Hierbei macht er durch seinen durchdringenden, hohen Ruf auf sich aufmerksam. Am liebsten hält er sich an naturnahen und langsam fließenden Gewässern auf.

Der Eisvogel ernährt sich von kleinen und schlanken Fischen, wie z.B. Stichlingen und auch von Larven, Kaulquappen und Wasserinsekten. Von März bis September brütet er meistens zweimal. Hierzu gräbt er in mindestens 50 cm hohen Steilwänden bis ca. 1 Meter lange meist leicht ansteigende Bruthöhlen und erweitert sie am Ende zu einer rundlichen Nestkammer. Die Brutzeit beträgt ca. 3 Wochen. Von allen begonnenen Bruten geht ein Drittel zugrunde, oft durch in die Brutröhren eindringendes Hochwasser. Zwischen dem Verlassen der Bruthöhle und der folgenden Brutsaison sterben ca. 80 Prozent der Jungvögel und im Verlauf eines Jahres etwas 70 Prozent der Altvögel. Nur wenige Exemplare werden drei und im Ausnahmefall fünf Jahre alt. Der Eisvogel benötigt daher eine hohe Fortpflanzungsrate. Die Rahmenbedingungen hierfür hatten sich in den letzten Jahrzehnten, u.a. durch Begradigungsmaßnahmen an Bächen deutlich verschlechtert. Der Jüchener Bach ist zwar bereits an einigen Stellen renaturiert worden und mäandert wieder, aber es fehlten Steilwände, in denen der Eisvogel ausschließlich brütet. Deshalb hat der NABU Jüchen an zwei Stellen des Baches künstliche Steilwände errichtet. An einer dieser Stellen wurden zusätzlich Brutröhren eingebaut.

Die Naturschutzgruppe freut sich nun sehr, dass sich Mühe und Geduld auszuzahlen beginnen.