Pflege der Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind ein kulturhistorisches, jahrhundertealtes Element in unserer Kulturlandschaft.


Schon die Römer kannten, neben verschiedenen Kirschsorten, Pflaumen, Edelkastanien, Himbeeren und Johannisbeeren, an die 30 verschiedenen Apfelsorten und brachten sie mit in das von ihnen besetzte Germanien. Obstbäume  wurden nun systematisch angepflanzt und nach und nach wurde die Vorratshaltung für das Winterhalbjahr um viele Zucht-Obstsorten bereichert.

 

 

Zwischen Römerzeit und dem karolingischen Reich wurde dann zwar Vieles davon wieder vergessen, doch brachte die Zeit Karls des Großen mit seinen weitreichenden Verordnungen für das gesamte Frankenland eine Kulturreform hervor: der Obstgarten. Sowohl in den Klöstern und auf den Gütern des frühen Mittelsalters wurden Obstgärten angelegt, als auch in kleinerer Form für die bäuerlichen Landnutzung.

 

Die Obstwiesen mit hochstämmigen Bäumen, die wir heute noch finden, wurden in den letzten Jahunderten in erster Linie auf hofnahen Viehweiden an den Ortsrändern angelegt. Dadurch wuchs das Obst in der Nähe des Hofes (bewacht) unter den Augen des Eigentümers. Die Tiere fanden im Sommer Schatten und düngten gleichzeitig die Obstkulturen.

 

Die ökologische Bedeutung der Streuobstwiese

 

Die besondere Bedeutung der Streuobstwiese im Gegensatz zur herkömmlichen Obstplantage liegt in der großen Artenvielfalt in Flora und Fauna.
Bei einer Streuobstwiese mit ökologischer Nutzung werden dazu weiträumig verschiedene Obstsorten angebaut. Dabei mischen sich neu gepflanzte Exemplare mit alten Bäumen, die bis zu 100 Jahre (und mehr) alt werden können. Diese bilden dann über die Jahre große Kronen aus, die Ästen werden teilweise hohl und auf den Stämmen breitet sich Moos aus. Dies ist der ideale Lebensraum für unzählige andere Pflanzenarten und Tiere aller Gattungen. Einige sind sogar ganz spezifisch auf diese Kulturform angewiesen. So finden z.B. der Gartenrotschwanz, der Wiedehopf und der Wendehals auf der Streuobstwiese ihren bevorzugten Lebensraum. Auch der Steinkauz, eine unserer kleinsten Eulen liebt ganz besonders die Streuobstwiese. Er ernährt sich z.B. von Insekten (Maikäfern), Regenwürmern oder Mäusen.

 

Der Konkurrent - Die konventionelle Ertrags-Obstplantage

 

Obstplantagen im Erwerbsobstbau sind intensiv betriebene Kulturen, die kleinstämmig (zur automatisierten Ernte) und pflegeleicht sind. Nicht zuletzt der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln sorgt dafür, dass auf einer derartige Anlage wenige Wildtierarten leben. Da ist kein Platz für den Gesang der Grasmücke oder die heimliche Lebensweise des Siebenschläfers. Auch Baumpilze, Flechten, Blumen und Wildkräuter werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht geduldet und durch den Einsatz der chemischen Keule aus der Produktionsanlage vertrieben. Was uns dafür geboten wird, ist zwar genormt rund, glatt, glänzend und dick, aber der natürliche, vollmundige Geschmack bleibt dabei häufig auf der Strecke.

 

Streuobstwiesen in der heutige Zeit

 

Deshalb ist es für jeden Naturschützer so wichtig und naheliegend, diese Form der Naturvielfalt durch die Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen wieder in unsere Landschaft zurück zu holen. Mit ein paar zusätzlichen Brutröhren, kann man dann viele bedrohte Tierarten, wie z.B. den Steinkauz, bei uns wieder sesshaft machen.
Doch die Arbeit in einer Streuobstwiese ist ebenso vielfältig wie das Leben in ihr. Sie muss zunächst gepflanzt werden. Dann muss der Unterwuchs abgeerntet oder durch Weidevieh kurz gehalten werden. Vor dem Verbiss durch Ochs und Esel müssen die Stämme mit einem Schutz versehen werden. Es folgen die Erziehungs- und Ertragsschnitte, bis ab dem 5. bis 10. Lebensjahr des Obstbaumes die erste kleine Ernte erwartet werden kann. Wenn der Baum in der Blüte seines Lebens steht, können von einem Obstbaum, je nach Obstsorte, Standort und Vitalität des Baumes, Erträge von 150 bis 500 kg geerntet werden. Dieses Obst von "unseren" Wiesen wollen wir selbstverständlich vermarkten.

 

In der Zwischenzeit freuen wir uns aber über lebendige Streuobstwiesen in denen die Natur ihren Platz hat.

 

Sollte sie Interesse an einer Mitarbeit bei diesem Projekt haben, so melden Sie sich bei uns. Die Ansprechpartner finden Sie bei den einzelnen Ortsgruppen. Wir freuen uns über jede Hand.

 

Vom NABU betreute Streuobstwiesen im Kreis Neuss gibt es in:

 

Dormagen
- westlich der K 18 in Höhe Dr.-Geldmacher-Straße - mit den Sielmann's Natur-Rangern.

 

Jüchen
- Obstwiese bei dem Firmengelände von 3M

- Streuobstwiese am Hamscher Hof

 

Kaarst
- Obstwiese am Tuppenhof
- Kleine Obstwiese auf dem Gelände von L'Oréal

 

Meerbusch
- Obstwiese im Eigentum des NABU - nördlich Ilverich