Amphibienzaun in Ilverich


Jedes Jahr am Ende des Winters wandern Erdkröten, Molche und Frösche in der Dunkelheit zu ihren Laichgewässern, um sich dort fortzupflanzen. So auch in Meerbusch. Nördllich der Landstraße K9 zwischen Strümp und Ilverich leben Kröten und Molche, südlich der Straße befinden sich ihre Laichgewässer. Die Wahrscheinlichkeit, beim ihrem langsamen und behäbigen Gang über die Landstraße von einem Auto überfahren zu werden, beträgt 95%.

 

Um das zu verhindern, stellt das Tiefbauamt des Rhein Kreis Neuss jedes Jahr im Frühjahr einen langen flexiblen Zaun entlang der K9 auf. Freiwillige der Amphibienhelfergruppe Ilverich vom NABU Meerbusch suchen abends und morgens den Zaun ab und tragen die Tiere sicher über die Straße.


Laichgewässer in der Ilvericher Altrheinschlinge


(Fotos: Julian Bähr, NABU Meerbusch)

Die Erdkröten, Frösche und Molche laichen in den Tümpeln, die als Ausgleichsmaßnahme für den A44-Bau etwa über der Tunnelröhre angelegt wurden. Ein Molch wurde aber auch im Kringsgraben, der die Altrheinschlinge durchfließt, gesehen. In den vergangenen Dürrejahren fielen die Tümpel trocken, was zusammen mit sehr starkem Algenbewuchs durch Nährstoffüberschuß und Sonneneinstrahlung möglicherweise zum Einbruch der Krötenpopulation geführt hat. Dies ist jedoch nicht gesichert nachgewiesen.


Amphibiensammlung '23 Ilverich

Das Ergebnis zeigt die Erdkrötenpopulation vor dem Erlischen. Bei Berg- und Teichmolchen wurde dagegen ein neuer Rekord erzielt. Woran das liegt, ist eine schwierige Frage, bei der der NABU Meerbusch die Biostation vom Rhein-Kreis-Neuss mit Daten unterstützt.

Ein Teil des Helferteams beim Abbau des Zauns im April '23 (Foto: Krötengruppe NABU Meerbusch)


Bilder Amphibienzaun Ilverich Saison '21



Um im Frühling an ihre Laichplätze zu gelangen, legen Erdkröten zum Teil beachtliche Strecken zurück, laichen die Tiere doch Zeit ihres Lebens am gleichen Ort. Von ihrem Winterquartier bis zum Laichplatz legen sie in nächtlichen Wanderungen bis 2 Kilometer zurück. Je nach Wetter dauert diese Wanderung 2-7 Tage, unter Umständen auch länger, wenn sich die Tiere infolge tiefer Temperaturen zeitweise wieder eingraben müssen.

 

Teilweise findet die Wanderung auch im ‚Huckepackverfahren’ statt, denn vielfach finden sich die Partner schon auf der Wanderung. Die Verbindung ist dann aber dem noch schwachen Paarungstrieb entsprechend locker. Das Männchen klammert noch nicht so fest und es kommt deshalb oft zu Partnerwechseln, was nach der Vorlaichzeit kaum oder nur noch selten passiert. Das Weibchen trägt also seinen Partner ständig auf dem Rücken zum oder im Weiher. Keine Sekunde lockert sich der Griff, dies alles nur, damit das Männchen beim Austritt der Eier auch sicher zugegen ist, um diese zu befruchten und damit den Fortbestand seiner Gene zu sichern.

 

Aus den Eiern entwickeln sich im Laufe von Frühjahr und Frühsommer, je nach Temperatur, über Kaulquappen die fertigen, nur einen Zentimeter großen Jungtiere. Sie gehen ebenfalls an Land und sind nun auf sich selbst gestellt – der Kreis hat sich geschlossen.

 

Die Wanderung der Kröten zur Sicherung ihres Bestandes ist heutzutage oft ein gefährlicher Weg, denn oft genug wird dieser von menschlichen Wegen und Pfaden, nämlich Autostraßen, gekreuzt. Vielerorts grenzt es schon an ein Wunder, dass es überhaupt noch Frösche und Kröten gibt, angesichts der Gefahren, die auf sie lauern.

 

Am Grünen Weg in Osterath wurde nach einigen Jahren Eimereinsatz Querungshilfen in die Strasse gebaut durch die Stadtverwaltung.