Jedes Jahr am Ende des Winters wandern Erdkröten, Molche und Frösche in der Dunkelheit zu ihren Laichgewässern, um sich dort fortzupflanzen. So auch in Meerbusch. Nördlich der Landstraße K9 zwischen Strümp und Ilverich leben Kröten und Molche, südlich der Straße befinden sich ihre Laichgewässer in der Ilvericher Altrheinschlinge.
Studien haben gezeigt, daß Amphibien mit 95% Wahrscheinlichkeit beim Überqueren einer Straße bei kalten Temperaturen überfahren werden. Sie krabbeln zu dieser Jahreszeit langsam und manchmal auch eine indirekte diagonale Strecke auf der Straße.
Um das zu verhindern, stellt seit 2015 das Tiefbauamt des Rhein-Kreis-Neuss jedes Jahr im Frühjahr in Absprache mit dem NABU einen Zaun entlang der K9 im Bereich der A44-Tunnelquerung auf. Entlang des Zauns stehen 1x1 m große Holzkisten und einige Eimer, in die die Tiere über Sandrampen hineinfallen. Freiwillige der Amphibienhelfergruppe Ilverich vom NABU Meerbusch suchen abends und morgens den Zaun ab und tragen die Tiere sicher über die Straße.
Die Amphibien wandern stur nach Himmelsrichtung auf ihr Laichgewässer zu und fallen dann beim Entlangwandern am Zaun in die Kisten und Eimer. Die Erdkröten, Frösche und Molche laichen in den Tümpeln, die als Ausgleichsmaßnahme für den A44-Bau etwa über der Tunnelröhre zwischen Landstraße und Wanderweg in den Wiesen der Altrheinschlinge angelegt wurden. Die Wanderung beginnt meist in der letzten Januarwoche und endet zwischen Mitte März und Anfang April. Besonders aktiv sind die Tiere bei leichtem Regen.
Im Jahr 2024 bestand die Helfergruppe aus 11 Parteien, darunter langjährig beteiligte Einzelpersonen und Familien mit Kindern. Die Gruppe organisiert sich über einen Schichtplan in einer WhatsApp-Gruppe. Dort sprechen sich die Helfer zur Treffzeit ab, teilen Anzahl und Art der gesammelten Tiere mit, melden die Art, Anzahl und Ort gefundener toter Tiere, fragen nach Hilfe bei der Bestimmung oder organisieren eine Vertretung.
(Fotos: Julian Bähr, NABU Meerbusch)
Die Erdkröten laichen in zumindest einem der Tümpel, die als Ausgleichsmaßnahme für den A44-Bau etwa über der Tunnelröhre angelegt wurden. Hier und in einer unter Wasser stehenden Rinne zwischen den beiden anderen Tümpeln wurden 2025 Kaulquappen nachgewiesen. Leider ist diese Rinne mitten in der Entwicklungszeit der Larven ausgetrocknet. Eine Erdkröte und ein Molch wurde aber auch im Kringsgraben, der die Altrheinschlinge durchfließt, gesehen. Wahrscheinlich laichen sie auch dort.
Tod durch Straßenverkehr
Die NABU Amphibienhelfergruppe hat durch Verbesserungen wie Zaunerweiterungen und verstärkte Schichtbesetzung bei günstigem Wanderwetter die Zahl der überfahrenen Tiere stetig reduzieren können.
Verlust von Laichgewässern und feuchtem Lebensraum
Durch trockene Sommer und starke Entwässerungsmaßnahmen in der Ilvericher Altrheinschlinge verschwinden regelmäßig sämtliche Kleingewässer und die großen Tümpel fallen trocken. Auch durch Überdüngung schränkt die Wasserqualität das Leben von Pflanzen und Organismen unter Wasser ein und das Nahrungsangebot für die Kaulquappen und noch am Wasser verbleibenden Alttiere ist reduziert.
Daneben spielt der Klimawandel eine Rolle. Zunehmende kurzzeitige Warmperioden mitten im Winter schwächen die Tiere häufigeres Erwachen aus der Starre und wieder Abkühlen. Das Nahrungsangebot fehlt noch.
Auch Gullyroste und schlecht gesicherte Kellerfenster-Schächte können zur Falle auf der Wanderung werden.