Zur Gefährdung des Igels

Der verbleibende Lebensraum unserer Igel schrumpft also immer mehr zusammen. Es kommt zur sogenannten „Verinselung“: Ein kleines Dorf liegt zwischen riesigen Ackerflächen, die Kleinstadt mit viel grünem Bewuchs ist isoliert durch stark befahrene Straßen und der massive Einsatz von Insektiziden und Kunstdüngern wirkt sich noch zusätzlich zerstörend auf das Nahrungsangebot aus.

 

 Wenn man bedenkt, dass Igelmännchen ein Revier von bis zu 100 Hektar nutzen, der Aktionsraum der Weibchen ist mit 30 Hektar deutlich kleiner, und auf Futtersuche nachts durchschnittlich 3 - 5 km zurücklegen, wird deutlich, wie gefährdet sie in ihrem Lebensraum sind. Auf ihren nächtlichen Streifzügen sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, sind die Igel schon zeitig auf Futtersuche und während der Paarungszeit überqueren gerade die Igelmännchen deutlich häufiger die Straßen. Dies ist leider die Zeit der meisten verkehrstoten Igel.

TIPP: Aus diesem Grund sollten die Autofahrer in der Dämmerung und bei Nacht besonders aufmerksam, rücksichtsvoll und bremsbereit fahren und die Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten. 

 

Wenn wir uns jetzt die Nahrungstiere des Igels anschauen, wird auch hier deutlich, wie wichtig ein besonnenes Handeln im eigenen Garten ist: die Hauptnahrung des Igels besteht aus Laufkäfern, Nachtfaltern und deren Puppen, Regenwürmern, Ohrwürmern, Käferlarven, Mücken, Fliegen und Schnecken. Mit Einsatz von Insekten- und Unkrautvernichtern (auch Schneckenkorn) und chemischen Düngemitteln stören wir das biologische Gleichgewicht, wir rauben den Igeln ihre Futtertiere und durch die Aufnahme dieser Gifte werden das Immunsystem, der Hormonhaushalt, sowie die Fortpflanzungsfähigkeit stark beeinträchtigt.

TIPP: Keine Insekten- Unkrautvernichter nutzen!

Leider bieten auch der Frühjahrsputz und das „Aufräumen“ der Gärten im Herbst zahlreiche Gefahren für die kleinen Stachelritter: Durch das Beseitigen des Herbstlaubes mit Laubsaugern werden sowohl zahlreiche Insekten, also die Igelnahrung, eingesaugt als auch die zum Teil erst im September geborenen Igeljungtiere werden aufgesaugt.

TIPP: Viel besser wäre es, das Laub unter Hecken und Büsche zu kehren oder es mit einem Laubbläser auf niedrigster Stufe dorthin zu pusten. Damit erreicht man zum einen, dass der Boden gemulcht und so vor Frost und Austrocknung geschützt wird, und zum anderen, dass Winterquartiere für Insekten geschaffen werden. Ebenso das zeitige Herausputzen der Beete durch Abräumen der vertrockneten Stängel und Rückschnitt der Stauden im beginnenden Frühjahr vernichtet kleine Lebewesen.

Eine weitere Gefahr ist das Umschichten von Kompost oder Reisighaufen. Wenn man bedenkt, dass Igel zum Teil noch bis Anfang Mai Winterschlaf halten, kann es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen, wenn unbedacht die Mistforke zum Einsatz kommt. Außerdem verkriechen sich hier zahlreiche Kleintiere wie z. B. Amphibien, Reptilien (Eidechsen oder Blindschleiche), um in Wärme und Schutz Winterstarre oder –schlaf zu halten.

TIPP: Kompost nicht im Winter umschichten

Leider sterben immer wieder Igel und zahlreiche andere Lebewesen qualvoll durch das Verbrennen von Reisighaufen. Hier gilt es, ein besonderes Augenmerk auf das Abbrennen von Oster- bzw. Brauchtumsfeuern zu legen. Das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Umschichten von zum Teil über mehrere Wochen angesammeltem Schnittgut, wird oftmals nicht beachtet oder kontrolliert. Die entstehenden Verletzungen sind gravierend und enden in der Regel tödlich. Kleinere Mengen von „Gartenabfällen“ kann man in dafür vorgesehenen Metallkörben verbrennen, sinnvoll wäre es aber, dieses Material unter und zwischen den Büschen und Stauden zu verteilen und so wieder Lebensraum zu schaffen und den Boden vor Frost bzw. Trockenheit zu schützen und auf natürlichem Weg Nährstoffe einzubringen.

TIPP: Kein Verbrennen von Reisighaufen

Plakat: Merwel Otto-Link

Die Igel haben unter Gehölzen, Laub und Reisig ihre Winterschlafnester, bzw. im Sommer ihre Nisthöhlen gebaut. Vom Frühjahr bis zum Herbst liegen sie aber oftmals nur leicht versteckt in ihren verschiedenen Tagesschlafnestern. Man findet sie sogar offen und ungeschützt unter einem Strauch, gerade wenn es im Sommer sehr heiß ist. Dieses Verhalten birgt die Gefahr, dass sie durch motorisierte Gartengeräte wie Tellersensen, Kantenschneider und Ähnliche verletzt werden. Meist sind die Folge tiefe Schnittverletzungen, die gerade im Sommer von Fliegen besetzt werden, die dann in rasender Geschwindigkeit ihre Eier auf den Wunden ablegen. Wenn man unbedingt das hohe Gras dort wegschneiden möchte, wäre es wichtig, zuvor bis tief ins Gestrüpp hinein nachzuschauen, ob dort nicht ein Igel oder ein anderes kleines Tier schläft. Da diese hohen Randstreifen aber ein wunderbares Versteck sind, wäre es besser, man würde sie einfach dort belassen, denn auch Igelkinder könnten sich bei ihren kurzen Entdeckungstouren in diesen Bereichen aufhalten. Zur Not kann man diese Stellen auch mit der Hand von Wild- und Beikräutern befreien.

TIPP: Achtung bei Nutzung von motorisierten Gartengeräten!

Leider werden auch immer häufiger Igel durch Mähroboter schwer verletzt oder kommen durch sie zu Tode (zur Erinnerung: Jungtiere wiegen 130-180g und sind 10-20cm lang). Obwohl die Hersteller immer wieder betonen, dass von diesen Geräten keine Gefahr ausgeht, zeigen die zahlreichen schwer verletzten Tiere in den Igelstationen ein anderes Bild. Wenn man bedenkt, dass die Igel zum Teil noch tagelang mit schwersten Schnittverletzungen oder abgeschnittenen Gliedmaßen herumlaufen, blutet einem das Herz. Um das zu verhindern dürfen die Mähroboter nur bei Tag eingesetzt werden. Damit junge oder kranke tagaktive Igel nicht überrollt werden, muss die zu mähende Wiese vor und während der Mähaktion regelmäßig nach Tieren abgesucht werden. Diese Art des Mähens tötet übrigens auch zahlreiche andere Kleinlebewesen wie Reptilien und Amphibien. Schön wäre es, wenn man beim Mähen Inseln für Wildblumen stehen lassen würde. Diese bieten Nahrung für Insekten, die eine wichtige Bestäuberfunktion übernehmen und gleichzeitig sind sie auch noch schön anzusehen.
TIPPMähroboter nur bei Tag und überwacht und Bereiche aussparen

Netze über Beerensträucher schützen zwar die Beeren vor Fraßschäden, stellen aber gleichzeitig eine Gefahr für Igel und Vögel dar. Die Tiere verheddern sich darin, ebenso in achtlos liegengelassenen Schnüren bzw. Drahtrollen, Folien von Heu- und Strohballen oder in den Netzen von Fußballtoren. Folge sind tiefste Einschnürungen in die Haut, abgeschnürte Gliedmaße oder Strangulationen.
TIPP: Netze mindestens 25 cm Abstand zum Boden installieren, lagern kann man diese Materialien in geschlossenen Räumen.

Wie bereits erwähnt, durchstreifen Igel bei ihrer nächtlichen Futtersuche ein großes Areal. Immer häufiger stoßen sie dabei an Grenzen: lange Häuserzeilen, bis auf den Boden ragende Vorgartenmauern oder enge Maschendrahtzäune. Abgesehen davon, dass sie viele Meter laufen müssen, um einen geeigneten Durchschlupf zu finden, kann es auch passieren, dass sie in den Maschen eines Zaunes stecken bleiben.
Bedingt durch ihre Körperform - vorne schmal, hinten breit – und durch das Verhaken der Stacheln beim Rückwärtsgehen, bleiben sie unweigerlich stecken. Wenn hier keine schnelle Hilfe kommt, verhungern und verdursten die Tiere oder sind leichte Beute für Marder, Fuchs und Dachs. Werden die Tiere gefunden und befreit, haben sie oftmals breite Wunden, die im Sommer nicht selten schon von Fliegenmaden besiedelt sind.
TIPP: Abhilfe kann man schaffen, indem man solche Zäune von vornherein so hoch anbringt, dass kleine Tiere darunter durchschlüpfen können oder dass der Maschendraht an einigen Stellen hochgebogen wird. In bodennahen Holzzäunen kann man kleine Durchgänge schaffen, indem man ein 10cm x 10cm großes Loch aussägt. Auch in einer Betonmauer lässt sich nachträglich ein Loch schaffen. 

 

Igel sind sehr anpassungsfähig – man bedenke: 15 Millionen Jahre, inkl. Eiszeit, haben sie nicht ausgerottet – und schaffen sich neue Lebensräume in unserer direkten Umgebung. Doch genau hier lauern weitere zahlreiche Gefahren. Oftmals ist es uns Menschen gar nicht bewusst, wie leichtfertig wir unsere heimischen Wildtiere gefährden:

 

Fallen (Schlagfallen) gegen Mäuse und Ratten trennen Gliedmaßen ab.
Tipp: Keine offenen Schlagfallen benutzen

 

Rattengift führt zu einem qualvollen Tod
Tipp: nur in Köderboxen ausbringen und mindestens 50 cm über dem Boden aufstellen, Vögel und Eichhörnchen dürfen nicht gefährdet werden

 

Lichtschächte, Kellerfenster und –treppen, Baugruben und Gräben machen ein Hinausklettern unmöglich
Tipp: engmaschige Gitter auslegen, Ausstiegshilfe durch Bretter oder Ziegelsteine, um die Stufenhöhe zu verringern.

 

Steile Teichufer oder Pools führen zum Ertrinken
Tipp: flache Ufer anlegen, Pools nachts abdecken, Ausstiegshilfe mit Brett schaffen

 

Offene Bodenhülsen von Wäschespinne und Fahnenmasten sind Todesfallen
Tipp: mit Deckel oder Holzpfropf verschließen

 

Umherliegender Abfall, zum Beispiel aus dem gelben Sack, wird durchstöbert und das Tier bleibt mit dem Kopf in leeren Dosen und Bechern stecken
Tipp: Müllsäcke aufhängen, nicht auf den Boden stellen

 

Abfall am Straßenrand (Sperrgut) könnte in der Morgendämmerung von einem Igel aufgesucht worden sein.
Tipp: Sperrgut so aufschichten, dass keine Höhlen und Schlupfwinkel entstehen

 

Ultraschallgeräte zum Vertreiben von Katzen oder Maulwürfen sind sehr schmerzhaft für Igelohren und man vertreibt u. U. dauerhaft die Igel aus seinem Garten
Tipp: nicht aufstellen

 

Jagdlustige Hunde graben Igel aus ihren Winterschlafnestern aus oder stürzen sich auf hilflose Igel
Tipp: Hunde im Freien gut beaufsichtigen und ab der Dämmerung nicht mehr alleine im Garten toben lassen